Montag, 14. Februar 2011

Autos, Autos, Autos

Rolands Vater hatte über seine Arbeitsstelle Schrottautos für kleines Geld kaufen können und dazu noch eine LKW – Ladung Ersatzteile. Das war für die Arnolds ein Glücksfall. Roland und sein älterer Bruder Uli hatten KFZ – Schlosser gelernt bzw. Roland lernte es noch. Er war zwar in der Berufsschule nicht unter den Besten, aber er hatte goldene Hände. Richtig viel schraubte er nach Feierabend. Oftmals mit Hüni und mir. Während Hüni mit Roland die Spezialisten waren, machte ich die Hilfsarbeiten, wie Schraubenschlüssel reichen wenn sie unter dem Auto lagen, rostige Schrauben lösen, alte Autoteile wieder aufarbeiten usw.
Ein Glücksfall war es auch schon deswegen, weil man auf ein neues Auto 10 Jahre warten musste und für ein 10 Jahre altes gebrauchtes Auto, zahlte man Neupreis, wenn man Glück hatte und eins bekommen konnte. Rolands Vater arbeitete ebenfalls bei der Bahn und hatte irgendwie mit dem Kauf und Verkauf von Betriebswagen zu tun. Es waren alte Skodas die er vom Schrottplatz der Bahn gekauft hatte, mindestens 20 Jahre alt. Entweder waren die Motoren tot oder die Karossen. So wurden ganze Karossen gewechselt. Kleinere Rostschäden  reparierten wir selber, indem wir Löcher verklebten und verspachtelten. Die alten Skodas hatten ein beträchtliches Ausmaß, es waren 1202’s. Das war so ein Mittelding zwischen Kombi und Lieferwagen. Hüni war der Älteste von uns, er hatte als erster von uns den Führerschein für LKW gemacht, bei der GST. Probefahrten musste also er machen. Hüni selber hatte sich einen alten Moskwitsch gekauft einen 403. Das war eine alte Russenschüssel. Die Rückbank ließ sich klappen. Eines Montags Abends wollte ich Frank abholen und bimmelte bei Hünersen. Frau Hünersen machte die Türe auf und sagte, ach Thomas du bist es, komm rein. Ich merkte irgendetwas lag in der Luft. Ich fragte, stimmt etwas nicht, da machte Frau Hünersen sich Luft. Sie sagte, als mein Mann heute früh gegen 6.00 Uhr auf Arbeit gegangen ist musste er an Franks Auto vorbei, es schaukelte so komisch. Da hat er durch die Scheibe geschaut und Frank dabei erwischt wie er sich mit einem Mädchen vergnügte. Ich bis mir auf die Zunge, um nicht lachen zu müssen. Frank rief aus seinem Zimmer, so ein klappbarer Rücksitz muss doch zu etwas nutze sein. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und brüllte los vor lachen. Frau Hünersen jammerte weiter, oh mein Gott, oh mein Gott, hoffentlich hat das kein anderer gesehen, was für eine Schande. Frank meinte, seine Kirsche hätte auch oh Gott, oh Gott gerufen. Frau Hünersen war kurz vorm kollabieren. Mit Tränen in den Augen sagte ich, Frank ich warte unten. Fünf Minuten später kam Hüni die Treppen runter und wir gingen zur Mitropa. Ich fragte ihn, wo hast du den die Alte aufgegabelt?? Ich war bei einer Party. Nach dem mich mein Vater erwischt hat bin ich gleich auf Arbeit. Und jetzt saßen wir in der Mitropa und tranken Bier. Kondition hatte mein lieber Frank.
Ende Oktober 76 war es soweit, das erste Auto war in einem Zustand mit dem wir uns auf die Straße getrauen konnten. Hüni drehte die ersten Runden, stolz saß Roland neben ihn und ich auf der Rückbank. Aber viel fahren war nicht, die alten Motoren hatten mit uns eine Gemeinsamkeit, sie hatten viel Durst. Beides konnten wir uns mit unseren bescheidenen Lehrlingsentgelt nicht leisten. Einen Namen bekam das Auto auch verpasst. Wir nannten es weißes Boot. Die Farbe der Karosse und der Musiktitel einer polnischen Band standen bei der Namensgebung Pate.

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