Mittwoch, 9. Februar 2011

Thomas Müller

Thomas Müller

Ich, war ein typisches Kind meiner Zeit, der sozialistischen Gesellschaft und durchlief wie die meisten Kinder in der DDR den vorgezeichneten Alltag. Ich besuchte den Kindergarten, einen Kirchlichen, denn meine Mutter war evangelisch. Ein kirchlicher Kindergarten, war in einem sozialistischen Land eine Rarität. In der Regel gab es staatliche Kindergärten, um unter anderem, die Kinder bei Zeiten in eine Richtung zu erziehen. Die Kirchlichen waren da nicht viel anders, vor jedem Essen mussten wir beten. Jeder Leistungsträger versuchte seine Ideologie zu vermitteln. In die Kirche selber gingen wir nicht, mein alter Herr war Atheist.
1966 kam ich in die Schule. Nach der ersten Klasse, ich war Linkshänder, musste ich umlernen und mit der rechten Hand schreiben. Meine Lernergebnisse waren durchschnittlich, erst in den letzten beiden Schuljahren, konnte ich an die Besseren anknüpfen. Die Schulbildung, was das Fachliche anging war eine recht Anspruchsvolle, wenn da nicht immer die Politik dazwischen gefunkt hätte. Sie erlaubte nur bis zu einem gewissen Grad das freie Denken. Das Ergebnis stand im Fordergrund und nicht der Weg zum Ziel, das logische Denken. Die Diktatur des Proletariats drückte den meisten DDR – Bürgern auf das Gemüt. Sie machte viele Leute zu Duckmäusern und Zuträgern. Eltern sagten zu ihren Kindern vor Schulantritt, erzählt keinem dass wir Westradio hören. Viele Menschen befürchteten persönlich Nachteile. Das Denken in sozialistischen Maßstäben wurde gefördert. Wie viele andere Schüler auch, entwickelte ich im laufe meiner Schulzeit verschiedene Interessen. Im schulischen Bereich waren es Erdkunde und Geschichte. Das machte mich in gewisser Weise zum Sonderling. Ich war nämlich der Einzige von meinen Schulkameraden der sich für die beiden Fächer dermaßen interessierte. Während Andere in diesen Unterrichtsfächern in regelmäßigen Tiefschlaf verfielen oder mühevoll versuchten das Gelehrte zu begreifen, blühte ich richtig auf. Innerlich führte dies mich Stück für Stück, von der kirchlichen Weltanschauung weg. Während die Bibel z. B. glaubhaft machen wollte, dass der Turmbau von Babel durch göttliches Eingreifen scheiterte, lehrte die Wissenschaft anderes. Es führte mich aber auch nicht so richtig der sozialistischen Gesellschaft näher, da gab es zu viel Druck von oben und zu viele Ungereimtheiten. In meiner Freizeit probierte ich so manches aus, wie fast alle Kinder. In der DDR wurden Kinder und Jugendarbeit richtig gut gefördert. Für einen Monatsbeitrag von 10 bis 20 Pfennig konnte man sich in einer Sportgemeinschaft anmelden. Letztendlich blieb ich beim Radsport hängen. Nicht etwa dem Straßenrennen, sondern der etwas anderen Form, dem Radwandern. Von dieser Sportart gab es auch eine Wettkampfform, das Geländeorientierungsfahren kurz genannt GOF. Ähnlich wie das Orientierungslaufen nur eben mit Rad. Ich war nicht der Schlechteste und wenn ich etwas strebsamer gewesen wäre, hätte ich so manchen Sieg mehr einheimsen können.
Ich wuchs unter zerrütteten Familienverhältnissen auf. Meine Eltern stritten ständig und ließen sich 1976 scheiden. Mein jüngerer Bruder Tobias, und ich entschieden uns beim Vater zu bleiben. Was das Leben leichter machte, waren die so genannten Westpäckchen. Die gute alte Tante Erna, die in der BRD lebte und eine großzügige Witwenrente bezog, unterstütze ihren einzigen Neffen, sprich meinen Vater, reichlich.

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