Montag, 14. Februar 2011

Tschechische Staatssicherheit

Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug. Nicht weit von unserem Urlaubsort, 2 -3 Kilometer vor dem Lipnostausee befand sich die Taufelswand. Wild durcheinander lagen hier riesige Gesteinsbrocken verstreut. Den ganzen Hang hinunter bis zur Moldau.

 
Thomas 17, Tobias 14, an der Teufelswand


Der Sage nach wollte hier der Teufel eine Staumauer errichten und dem Kloster in Vissy Brod damit das Wasser abgraben. Die Mauer musste er früh bis zumdritten Hahnenschrei fertig gestellt haben. Da ihm das nicht gelang schmiss er den letzten Gesteinsbrocken den Hang hinunter. Der Gesteinsbrocken zerstörte die fast fertige Mauer und zurück blieb eine Gesteinswüste. Wir kletterten stundenlang zwischen den Felsen hin und her. Der tschechische Komponist Bedrich Smetana hatte diese Wand öfters besucht. Dabei soll er sich hier inspirieren lassen haben, die berühmte Synphonie Moldau, zu komponieren. Am Nachmittag gingen mein Bruder und ich angeln. Vater hatte uns eine Anglergenehmigung gekauft. Die Tschechen verlangten ordentlich Kohle dafür. Bevor wir loszogen kam Vater gerannt, wir sollten Sohnemännchen von Familie Blödmann mittnehmen. Wir waren sauer, aber Vater hatte es ihnen versprochen. Also schleppten wir ihn mit. Wir hatten noch nicht mal das Anglerzeug ausgepackt, da stand ein Tscheche hinter uns und verlangt die Anglergenehmigung. Er war richtig enttäuscht dass wir eine hatten. Geangelt wurde im Ausgleichsbecken vom Lipno Stausee. Irgendwie hatte dieses Becken mit dem Wasserkraftwerk an der Staumauer zu tun. Wir ließen Sohnemännchen links liegen. Für uns war er gar nicht da. Als es ihm zu langweilig wurde trollte er sich von alleine, prima. Die Fische waren nicht besonders beißfreudig. Ein paar kleine Barsche schmissen wir wieder rein. Etwas Großes wollte an dem Tag nicht an die Angel. Am nächsten Tag fuhren wir baden. Vorbei an der Teufelswand zum Stausee. Es war der größte Staussee in der Tschechoslowakei mit einer Länge von knapp 50 km und einer maximalen Breite von 10 km. Nicht weit von der Staumauer entfernt befand sich das Freibad. Wir schmierten uns mit Sonnencreme den Buckel ein. Ein leichter Wind ließ es nicht zu warm werden. Ich dachte da kann dir nicht viel passieren, denn ich war superempfindlich gegen Sonnenstrahlen und schlief ein. Zwei Stunden später weckte mich mein Bruder, ich sah wie ein gekochter Krebs aus. Der Rücken brannte wie verrückt. Ich hatte die Nase voll und wollte nach Hause. Vater hatte keine Lust mich nach Hause zu fahren und sagte, seh zu wie du nach Hause kommst. Der nächste Zug fuhr erst in vier Stunden. Also versuchte ich zu trampen. Es war ein mühseliges unterfangen. Ich stand schon eine reichliche Stunde als ein Motorrad hielt. Zwei Mann saßen drauf. Sie stiegen ab und kamen zu mir. Ich dachte was soll denn das werden. Sie sprachen mich an, auf Deutsch, nannten ihren Namen, zeigten ihre Dienstausweise und sagten Tschechische Staatssicherheit. Als erstes musste ich mich ausweisen. Vorsichtshalber zeigte ich gleich mein Visum mit. Sie notierten sich meine Unterkunft. Was ich hier mache? Ich sagte, trampen das haben sie doch gesehen. Ich möchte nach Hause in meine Unterkunft. Sie gaben mir meine Papiere zurück und gingen, schwangen sich auf ihre Jawa und fort waren sie. Eine viertel Stunde später nahm mich ein alter Papa in seinem Skoda S100 mit. Den Platz im Auto musste ich mir mit 5 Säcken frischem Heu teilen. In Vissy Brod stieg ich aus. Ich hatte das Heim noch gar nicht erreicht, da kam mir schon die dicke Heimleiterin entgegen gerannt und rief ganz aufgeregt, was ich gemacht hätte, die Polizei wäre bei ihr gewesen. Verärgert sagte ich, das geht sie überhaupt nichts an. Sie geiferte weiter, Ihr guter Ruf, was ich mir denken würde. Ich tippte mit dem Zeigefinger an meine Stirne und ließ sie stehen. Ich ging auf mein Zimmer. Von weitem hörte ich sie noch zetern. 2 Stunden später kamen mein Vater und mein Bruder. Vater wollte wissen was los war, ich erzählte es ihm. Er winkte ab. Damit war die Sache erledigt.
Schloss Hluboka
 Unser letzter Ausflug ging nach Schloss Hluboka, das sich in der Nähe von Budweis befand. Wir fuhren über Böhmisch Krumau. Ich war begeistert von der alten Stadt. Weiter ging die Fahrt durch Budweis. Gleich hinter Budweis lag eine Seenlandschaft .Zum Schloss Hluboka auf Deutsch Frauenberg benötigten wir noch mal eine viertel Stunde. Es war ein phantastisches Schloss, im englischen Neorenaissancestil  errichtet. Das Schloss kam mir bekannt vor. Ich überlegte eine Weile und dann viel es mir ein.

Thomas 13 Jahre

Nährius 13 Jahre

 Ich war während eines Ausfluges, als 13 – jähriger,  mit dem Ferienlager hier gewesen. Das Ferienlager selber befand sich damals in Susice. Ich war mit Andreas dort im Ferienlager, Nährings großen Sohn. Im Vorfeld mussten wir unsere Zeugnisse einreichen. Wir durften die Reise als Auszeichnung betrachten. Das Schloss gehörte bis zur Verstaatlichung dem Geschlecht der Schwarzenberger, einem ursprünglich fränkisch – sächsischem Adelsgeschlecht. Diese hatten sich wohl im Kampf gegen die Türken besonders hervorgetan. Wenn ich es Recht behalten hatte, gab es bei den Schwarzenbergern zwei Linien. Auf alle Fälle waren sie eines der mächtigsten Fürstenhäuser in Böhmen gewesen.  Jetzt stand ich zum zweiten Mal in diesem Schloss und ich fand es noch schöner.
Auf Schloss Hluboka Thomas 17, Tobias 14

 So langsam aber sicher ging der Urlaub zu Ende, die 14 Tage waren wie im Flug vergangen. Einen Tag vor Urlaubsende hörte ich nochmals intensiv Westradio auf UKW. In dieser Qualität würde ich so schnell den „Klassenfeind“ nicht mehr empfangen können. Ich hatte einen österreichischen Sender eingestellt. Mich haute es vor lachen bald weg. In den Nachrichten brachten Sie folgende Meldung: Dem Bauern Haussinger haben sie die Kuh von der Alm gestohlen, sie hört auf den Namen Elfriede. Wer sachdienliche Hinweise geben kann, soll sich bei der Gendarmerie in Zwettl melden. Mein Gott Walter haben die Sorgen, dachte ich. Samstag ging es zurück nach Hause. Die Rückfahrt verlief ohne Zwischenfälle, ich nahm viele schöne Erinnerungen mit, die eine werde ich wohl nie vergessen.


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