Montag, 14. Februar 2011

Der verhinderte Disco – Besuch

Es war mal wieder Samstag und Samstags Abend stand Disco – Besuch auf dem Plan. Andreas und Roland wollten nach Dresden – Niedersedlitz ins Clubhaus. Ich maulte rum, dort darf man keine Jeans anziehen. Roland meinte, wenn du Neuwertige anziehst lassen die neuerdings die Leute rein. Um 18.00 Uhr fingen in der Regel die Tanzabende an. Egal wo, in der DDR war genau reglementiert von wann bis wann, 01.00 Uhr war zick, Nachtbars waren bis früh 03.00 Uhr geöffnet. So richtig los ging es aber erst 20.00 Uhr, nur bekam man da keine Karten mehr, da war der Schuppen schon voll. Also gingen wir 16.00 Uhr los erst einmal „vorglühen“, so nannten wir das, wenn wir vorm Disco Besuch noch ein Bier trinken wollten. Da bot sich natürlich die Mitropa an, denn nach dem Biertrinken ging es mit dem Zug weiter. 17.00 Uhr fuhr der Zug nach Niedersedlitz. Wir schafften 2 Große. Das Bier schwapperte ganz schön im Bauch als wir zum Zug hasteten. Hüni meinte er hätte lieber noch mal auf die Toilette gehen sollen. Der Zug kam pünktlich aus Meißen – Triebischtal an, wir stiegen ein und los ging es. Zwischen Dresden – Strehlen und Dresden Reick konnte der Zug mal so richtig aufdrehen, auf einmal leitete er eine Notbremsung ein und hupte dreimal kurz. Ich wusste von meinem Vater, das Signal heißt, Gefahr in Verzug. Die Zugführerin hastete mit dem Zugbegleiter nach vorne. Roland meinte wir sollten auch mal schauen was da los ist, ich sagte lieber nicht. Aber Roland und Hüni wollten eine rauchen, also gingen wir zur Tür, denn die Doppelstockwagen waren alle Nichtraucherwagons. Andreas machte die Türe auf Roland und Hüni rauchten. Während wir Vermutungen anstellten, was da passiert sein könnte, sahen wir jede Menge Blaulicht näher kommen. Wir konnten aber nicht sehen, ob es die Polizei oder der Krankenwagen war. Eine halbe Stunde später, kam die Zugbegleiterin zurück, weinend und völlig aufgelöst. Andreas fragte was los ist und ob wir ihr helfen könnten. Sie schüttelte nur den Kopf und meinte, da hat sich einer vor den Zug geschmissen. Mich erschauderte  es bei dem Gedanken, was die Frau gesehen haben musste und sagte, bloß gut das wir nicht nach vorne gegangen sind. Das Warten dauerte rund zwei Stunden. Wir wurden langsam richtig sauer auf den Selbstmörder, der Disco – Besuch immer unwahrscheinlicher. Hüni sagte, hätte der Idiot nicht einen Zug später nehmen können, wir lachten. Nach zwei Stunden ruckte der Zug an und fuhr in Schritttempo zum nächsten Bahnhof und dort war Schluss, wir stiegen aus. Es war kurz vor Acht. Eilig sahen wir zu, dass wir von diesem unheimlichen Zug weg kamen. Irgendwie beschlich mich das Gefühl, das irgendwo an diesem Zug noch ein „Ersatzteil“ kleben könnte. Gegen viertel neun kam der Schienenersatzverkehr 20 Minuten später standen wir vor der Disco. Hier begann für uns der Ärger erst richtig. Eigentlich war der Schuppen voll. Nach dem wir den Leuten vom Einlass erzählt hatten, was wir erlebt haben erbarmte sich einer und meinte, na gut geht bezahlen. Auf einmal kam sein Kollege und meinte die haben Jeans an, die kommen nicht hier rein. Roland sagte, die sind nagelneu und haben sie extra deswegen angezogen. Was neu ist, sagte der Mensch vom Einlass, liegt im Auge des Betrachters, ihr kommt hier nicht rein. Roland rastete aus, ich sagte hör auf es hat kein Sinn. Roland brüllte, Kommunistenpack euch müsste man alle in einen Sack stecken und drauf haun, es trifft immer den Richtigen. Der Einlassdienst griff zum Telefon und wir nach Roland und schleiften ihn raus. Er beruhigte sich langsam und wir trollten uns. Nicht allzu weit, bis zum Leubener Eck und dort rückten wir ein, bestellten eine Runde Bier und spülten unseren Ärger runter. Ich schaute in die Runde, zwei Tische weiter saß eine Gruppe Gleichaltriger. Ein Mädchen lächelte rüber. Ich dachte die kennst du doch gar nicht??? Nach einer Weile stand sie auf und ging zur Toilette. Sie musste an unserem Tisch vorbei, sie lächelte wieder rüber. Hüni sagte, Mülli die meint dich, los hinterher. Ich war aufgeregt und beeilte mich auf die Toilette zu kommen. Ich wartete davor bis sie raus kam und fragte sie, kennen wir uns? Was blöderes viel mir in dem Moment nicht ein. Sie guckte schelmisch und meinte, du mich nicht aber ich dich. Meine Augen wurden immer größer. Sie sagte, du heißt Thomas und wohnst auf der Winckelmannstraße. Ich staunte nicht schlecht und fragte woher weist du das?? Sie lächelte wieder, ich wohne auf der Hohen Straße und mein Cousin auf der Winckelmannstraße, er ging bei dir in die Parallelklasse und heißt Rolf. Rolf Kluttig fragte ich, sie nickte. Ich lud sie ein mit an unseren Tisch zu kommen, was sie auch gerne annahm. Sie hieß Gabi und war genauso alt wie ich. Später brachte ich sie ganz aufgewuselt nach Hause. Die Hohe Straße war nicht allzu weit von meinem zu Hause entfernt. Im Schatten der Bäume küssten wir uns. Meine Hand glitt so langsam aber sicher unter ihre Bluse. Sie hatte mittelgroße ganz straffe Brüste. Aber mehr war an diesem frühen Morgen nicht drin. Was so unglückselig begonnen hat, fand so noch ein gutes Ende. Ein paar mal traf ich mich noch mit Gabi. Sie spielte in der Frauenfußballmannschaft von TUR Übigau. Eines Tages sagte sie zu mir, dass sie eigentlich noch einen anderen Freund hat. Er ist vier Jahre älter, zurzeit bei der Armee und kommt am Wochenende auf Urlaub nach Hause. Im ersten Moment war ich ganz schön bedient, überlegte eine Weile und dachte, der Andere ist noch viel beschissener dran, denn der ist in der Kaserne eingesperrt, während sich Gabi amüsiert und irgendwann musst du auch mal zur Armee. Ich sagte, Gabi lass es gut sein, ich versteh dich schon. Wir gingen im Guten auseinander.

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