Montag, 14. Februar 2011

Die Tücken des Alltages

Ich hatte beim Embryoschubs in der Wirtschaft ein schönes Kind kennen gelernt, Heike. Sie wohnte in Dresden Niedersedlitz bei ihren Eltern auf der Schmilkaer Straße. Es war eine schöne Neubauwohnung mit Fernheizung. Heike war genauso alt wie ich und lernte Schneiderin. Wenn ich von Arbeit kam stieg ich in Niedersedlitz aus dem Zug  lief noch 500 Meter und war dann bei ihr. Heike hatte lange dunkelblonde Haare, die weit über die Schulterblätter reichten. Sie war überhaupt recht gut gebaut. Ihre Oberweite war ganz beachtlich und fühlte sich auch gut an. Von der Seite gesehen hatte sie eine Nase, wie das Segel eines Surfbrettes. Am Anfang war es mir gar nicht aufgefallen, denn ihr Gesicht war trotzdem ein Hübsches. Jedenfalls war es wieder mal Freitag, das Wochenende stand vor der Tür. Heikes Eltern waren nicht zu Hause. Ich wollte mehr wie nur anfassen. Zärtlich zog ich sie mir auf den Schoss und fing an, ihr die Hose zu öffnen. Ich spürte ihren Widerstand. Sie sagte, sie wäre nicht so Eine die man gleich umlegen könnte. Ich fragte wie ich das verstehen soll? Wir kennen uns schon 14 Tage. Sie meinte, wir kennen uns noch nicht mal einen Monat und du willst so etwas von mir. Ich weiß ja gar nicht ob du es ehrlich meinst. Oh mein Gott sind Frauen kompliziert, was denkt die sich nur eigentlich?? Heike fing wieder an, der Moment muss passen. Ich sagte deine Eltern sind nicht da, es gibt keinen besseren Moment. Du weißt schon wie ich es meine, es muss ganz romantisch sein, mit Kerzenschein und so. Es muss sich einfach ergeben. Ich dachte ich bin im falschen Film, ich hatte eine Latte und Heike erzählt mir so einen Müll. Aber wenn Frauen nicht wollen, da kann man nix machen. Spaß sollten schon beide haben. Vergnatzt trabte ich ab nach Hause. Wir wollten uns am Sonntag 15.00 Uhr bei ihr treffen.
Samstagvormittag gammelte ich zu Hause rum. Räumte ein bisschen meine Bude auf, zu mindestens soweit, dass man mal wieder jemand einen Stuhl anbieten konnte und hörte Radio, RIAS Berlin, Evergreens ar go go mit Lord Knut. RIAS war den DDR Bonzen ein besonders verhasster Sender. Ein wenig aber wirklich nur ein ganz winziges Stückchen konnte ich sie verstehen. Die politischen Witze die man machte waren zum Teil schon ganz schön nahe an der Gürtellinie. Wer nicht großzügig war, ärgerte sich halt darüber. Aber man konnte ja auch weg hören. Man musste sich nicht an allem hoch ziehen. Zum Mittag machte Vater einen Bohneneintopf. Der war lecker. Er machte ihn dick, die Kartoffeln zum Teil zerstampft, mit einer Mehlschwitze und ausgelassenen Speck. Kurz nach Mittag bimmelte es. Vater meckerte schon wieder rum, wer um die Zeit bimmelt? Woher sollte ich dass wissen? Es war Herbert, ob ich mit Bäbbeln komme. Es fehlten noch ein paar Leute. Herbert war einer der wenigen Kumpels von mir, die Vater leiden konnte. Vater hatte den Spleen, die Menschen in intelligente und weniger intelligente einzuteilen. Danach beurteilte er die Menschen und die seiner Meinung nach weniger intelligent waren, kamen bei ihm schlecht weg. Mich und die meisten meiner Kumpels stopfte er in die wenig intelligente Kategorie. Was da seine Maßstäbe waren um einen Menschen in diese oder jene Kategorie zu stopfen, blieb mir verborgen. Um ehrlich zu sein, ich wollte es auch gar nicht wissen.
Auf alle Fälle ging ich mit Bäbbeln. Wir spielten, mit Pausen, reichlich drei Stunden. Danach war wieder das obligatorische Auswerten des Spieles beim Bier. Herbert fragte mich ob ich am Sonntag 15.00 Uhr in die Wirtschaft mit komme. Eigentlich hatte ich mich um diese Zeit mit Heike verabredet. Er brauchte mich nicht lange zu überreden, um mit in die Wirtschaft zu kommen. Mit Heike war sowieso nicht viel los. Am Sonntag 15.00 Uhr trafen wir uns am Bahnhof Zoo kurz vor der Wirtschaft. Gemütlich schlenderten wir die 200 m rüber. Nach einer Stunde kamen wir zu dem Schluss, nichts los, kein gutes Material da. Wir beschlossen in die Bergwirtschaft zu gehen. Da gab es wenigstens noch Bier zum Tanz. Die Bergwirtschaft befand sich am nördlichen Stadtrand von Dresden, am Elbhang, die Straßenbahnlinien 3 und 6 fuhren hin. Wir machten uns auf die Strümpfe, quer durch den großen Garten zur Straßenbahnhaltestelle. Vergessen war Heike und das Rondeau. Auf einmal sagte Herbert, schau mal da vorne kommen ein paar hübsche Schnecken. Ich fragte, wo?? Na da sagte Herbert. Ich erstarrte, eine von den 2 Mädels war Heike. Ich sagte es Herbert und wollte mich aus dem Staube machen. Er packte mich am Arm und sagte es ist zu spät. Ich riss mich los und wollte in die andere Richtung. Herbert packte mich wieder und sagte, die hat dich längst gesehen, reiß dich zusammen. Es war nicht zu fassen, Dresden hatte 500000 Einwohner, 499999 hätten mir über den Weg laufen können und ausgerechnet die Eine, die es hätte nicht sein solln, die lief mir über den Weg. Vielleicht sollte ich es mit Lotto spielen versuchen. Also schlich ich an Heike vorbei und grüßte leicht verlegen. Heike grüßte traurig zurück, Herbert lachte sich halb schief. Wer den Schaden hat, brauch für den Spott nicht zu sorgen. Abends kurz bevor Schluss war in der Bergwirtschaft, machten wir uns aus dem Staub. Wir beeilten uns zur Straßenbahn zu kommen. Vor uns krakeelte jemand auf der Straße. Als wir dem Lärm näher kamen sahen wir wie vier Mädels ihre sturzbetrunkene Freundin trugen. Sie hatten sie an Arme und Beine gepackt und liefen Richtung  Straßenbahn.
In Dresden auf der Prager Straße befand sich ein Skulpturenpark. Gott sei Dank, lässt sich bekanntlicher Weise über Geschmack streiten. Da gab es alles Mögliche und Unmögliche zu bestaunen. Von einer nackten, dicken, breitbeinig halb liegenden Frau bis zum männlichen Torso mit Geschlechtsteil. Die Bäume zwischen den einzelnen Skulpturen waren nicht hoch gewachsen. Der Park existierte noch nicht lange. Ursprünglich sollte an dieser Stelle ein Hotel entstehen. Aber den Roten war das Geld ausgegangen. Also schüttete man das Fundament wieder zu und errichtete darauf den Park. Irgendwann konnte man die Kunstwerke wieder entfernen, woanders aufstellen und weiterbauen. Roland hatte sich dort seinen persönlichen Feind ausgesucht. Es war der männliche Torso. Den fand er besonders hässlich.
Bei Roland und Becki war eine Brigadefeier angesagt. Wieder fand sie im Ratskeller statt. Der kürzeste Weg zum Ratskeller war, wenn man zu Fuß marschierte, der Weg durch den Skulpturenpark. Als ich Samstag zu bei Arnolds bimmelte, druckste Frau Arnold rum. Thomas komm nur erst einmal rein. Ich dachte was ist denn nun schon wieder los. Frau Arnold fing auch gleich an zu erzählen. Sie haben Roland und Andreas verhaftet, sie sitzen in U – Haft. Erschrocken fragte ich, wie das?? Nach der Feier sind Andreas und Roland durch, den Skulpturengarten gelaufen, erzählte Frau Arnold weiter.  Als sie am männlichen Torso angelangt waren, ist einer von beiden auf die Idee gekommen ihn umzukippen. Wer die Idee hatte verriet ich ihr vorsichtshalber lieber nicht. Passanten hatten die Polizei alarmiert und diese hätten dann Roland und Andreas fest gesetzt. Herr Arnold war mit Frau Becker zur Polizei gegangen, um die beiden wieder auf freien Fuß zu bekommen. Ich ging erst einmal in den Skulpturengarten um mir das Dilemma anzuschauen. Tatsächlich der Torso war halb umgekippt, da mussten sie ganz schön gewütet haben, denn der Torso stand auf einem Betonsockel. Roland und Andreas mussten noch eine Nacht im Knast bleiben. Am Sonntag Vormittag waren sie wieder draußen. Neugierig fragt ich Roland wie es denn da drinnen war. Das schlimmste war, meinte er, dass sie ihm die Zigaretten abgenommen hatten. Ansonsten wären sie ganz anständig behandelt worden. Er müsse heute noch mit Andreas die Figur wieder richten, dann lassen sie eine Anklage wegen Vandalismus unter den Tisch fallen. Am Nachmittag machte er sich mit Hacke, Spaten und Andreas auf um den Torso wieder ins Lot zu bringen.
Nächsten Samstag wollten Herbert und ich ins Clubhaus Niedersedlitz. Roland war mit seinen Eltern bei Bekannten und Herberts Freunde waren aus irgendwelchen Gründen auch verhindert. Der Samstagabend wurde lustig. Wir lernten zwei flotte Mäuse kennen, Marion und Carmen. Den ganzen Abend flirteten wir mit den Beiden rum und hatten jede Menge Spaß. So gegen 00.30 brachten wir sie zum Zug, sie mussten nach Heidenau. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag um 15.00 Uhr in Heidenau Nord am Bahnhof. Bis ihr Zug kam hatten wir noch ein bisschen Zeit zum fummeln und knutschen. Kaum waren sie in den Zug gestiegen meinte Herbert, willst du die wirklich wieder sehen? Erstaunt schaute ich Herbert an und fragte warum nicht? Ich habe kein gutes Gefühl meinte er, ich glaube die sind schon in festen Händen. Na und, du musst sie ja nicht heiraten. Wir diskutierten noch eine Weile hin und her und beschlossen den Termin platzen zu lassen. Am nächsten Tag machten wir uns nach dem Mittagessen auf die Strümpfe und bummelten in der Stadt rum. 15.00 Uhr wollten wir bäbbeln. 14.30 Uhr kamen wir am Hbf an. Ich sagte zu Herbert, die zwei Trutenfüße werden schön warten in Heidenau, wir lachten gehässig. Als wir  in den Bahnhof gingen  trauten wir unseren Augen nicht, von wegen schön warten in Heidenau, sie kamen ganz gemütlich von Bahnsteig 17 geschlendert und wollten Richtung Stadt. Erschrocken und erstaunt grüßten wir uns, jeder hatte den Anderen woanders vermutet.  Herbert hatte Recht behalten, dass die zwei nicht ganz koscher waren. Anderseits waren wir ja nicht viel besser.



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