Montag, 14. Februar 2011

Ullis Octavia

Wir bastelten wieder mal an Rolands Auto rum. Irgendwelche Bolzen von den Radaufhängungen mussten gewechselt werden. Herr Arnold hatte neuwertige besorgen können. Wir waren fast fertig mit der Arbeit und wollten eigentlich noch ein Bierchen in die Mitropa zischen gehen, als Rolands Bruder mit seiner Octavia – Limousine angefahren kam. Ulli stieg aus und sagte er hätte gerade einen Unfall gebaut. Er wollte auf der Zwickauer Straße wenden und hatte den entgegenkommenden Pkw noch vorbei gelassen. Als er dann wenden wollte überholte ihn in diesem Moment ein Moskwitsch und ist ihn voll in die Seite geknallt. Daraufhin ist sein Skoda umgekippt. Wir schauten uns sein Auto an und sahen auf der Fahrerseite nur kleinere Dellen und Verbeulungen. Herr Arnold sagte zu seinem Großen, da hast du ja Glück gehabt, das dir und deinem Auto nicht viel passiert ist. Roland und ich nickten. Entgeistert schaute Ulli seinen Vater an und sagte guckt Euch doch mal die Beifahrerseite an. Wir liefen ums Auto, es verschlug uns die Sprache. Die ganze Beifahrerseite war von oben bis unten und von vorne bis hinten völlig eingedrückt. Die Türe ließ sich nicht mehr öffnen, Wie durch ein Wunder war keine Scheibe kaputt. Aber die Karosse war restlos hin.  Wir liefen wieder auf die Fahrerseite. Von dieser Seite war wirklich nichts von der Zerstörung zu sehen, es war richtig kurios. Ich bewunderte Familie Arnold mit welcher Ruhe und Gelassenheit sie den Unfall und die Folgen auswerteten. Wäre mir das passiert, ich hätte diese Ruhe nicht gehabt. Ulli hatte mit Manne im Auto gequatscht und beim wenden nicht aufgepasst. Auch Manne war nichts passiert. Nach dem Unfall hatten sie den Skoda mit vereinten Kräften von Guckern und Gaffern wieder auf die Räder gestellt. Ulli fand den Aufwand für das Wechseln der Karosse relativ groß, er wollte sich um einen neuen Octavia kümmern. Vielleicht hatte er Glück und bekam noch irgendwoher so eine alte Möhre. Ich ging mit Arnolds nach Hause. In Rolands Zimmer tranken wir noch ein Bier, Herr Arnold und Ulli kamen ins Zimmer. Sie waren der Ansicht, dass wir den Oci schon mal entkernen könnten. Egal was mit ihm wird, Motor und Getriebe, etc konnten schon mal raus. Roland sagte zu mir, da kommt einiges an Arbeit auf dich zu. Ich wusste schon was er meinte. Viele diverse Teile wollte Roland aufheben aber sie mussten aufgearbeitet werden. Für den 1202 und seinem Nachfolgemodell dem Octavia gab es keine neuen Ersatzteile mehr, die Modelle waren einfach zu alt. Beim Demontieren und Ausschlachten des Autos wurden oftmals viele Gewinde, Passungen, Nuten und Federn stark beschädigt. Der Rost gab gewöhnlich seinen Teil auch noch dazu. Am nächsten Morgen auf Arbeit fragte ich Herrn Weber, ob ich in den Pausen die Teile aufarbeiten dürfte. Er überlegte eine Weile und sagte, mach es während der Arbeitszeit, da fällt es am wenigsten auf und ich muss es Eckhold nicht erklären. Deine Zensuren sind in Ordnung, du kannst jeden Tag eine Stunde etwas machen. Außerdem lernst du auch was dabei. Aber hänge es nicht an die große Glocke. Dixi war eben schwer in Ordnung. In der Schulwoche machten wir uns an das Demontieren des Autos. Am nach folgendem Montag hatte ich genug zu tun. Meine Lehrkameraden bekamen natürlich mit das ich andere Dinge machte, als laut Lehrplan vorgesehen war. Löffel meinte es gut mit mir und sagte pass auf Dixi kommt, ich zuckte nur mit den Schultern. Dixi tat als sähe er es nicht. So ging das die nächsten drei Tage, dann hatte ich es geschafft. Hagen wollte von mir wissen, warum Dixi nichts gesagt hatte. Diplomatisch antwortete ich, da musst du ihn Fragen. Zwei Wochen später hatte Hagen ebenfalls private Sachen zu erledigen. Er wollte irgendeinen Abzieher fertigen. Er hatte sich Restmaterial besorgt, spannte es in die Drehbank ein und fing an es zu bearbeiten. Nach einer viertel Stunde kam Dixi und kontrollierte unsere Arbeiten. Er fragte Hagen, was das werden soll und tickte aus. Hagen dachte nach meiner Aktion, könne er machen was er wollte. Dixi war richtig angefressen, er verbot das private Arbeiten. Zwiebel sagte wütend zu Hagen, wie kannst du nur so blöd sein. Glaubst du etwa Thomas hat gepfuscht ohne Dixi vorher zu fragen.
Auch im Werkzeugbau tat sich einiges. Es mussten für die verschiedenen Abteilungen im Betrieb neue Türschilder gefertigt werden. Im Werkzeugbau stand eine Kopiermaschine. Mittels ihrer Hilfe konnten man Buchstaben und Zahlen auf Namenschilder gravieren. Vom Aussehen erinnerte mich die Maschine an das Bohrgerät vom Zahnarzt. Jetzt konnten wir das Monstrum einmal  in Betrieb sehen. Herr Rakowski hatte Uwe Schewior an die Maschine gesetzt. Da solche Arbeiten nicht allzu oft vorkamen, mussten wir alle uns das Mal anschauen. Die Maschine verfügte über einen Tisch. Auf der einen Seite wurden einzelne Buchstaben oder Zahlen zusammengefügt und auf der anderen Seite wurde das zu bearbeitende Material eingespannt. Mittels eines Taststiftes und einem Gestänge wurden die Buchstaben auf das Material übertragen. Das alles lief über ein kleines Getriebe, dadurch wurde es möglich die Buchstaben in unterschiedlichen Größen zu projizieren. Uwe machte das ganz geschickt. Stück für Stück entstanden neue Schilder. Aber nicht nur Schilder entstanden. Uwe war ein ganz pfiffiger. Er hatte Rohlinge für die Werkzeugmarken entdeckt. Er fing an Werkzeugmarken zu kopieren. Die Rohlinge mussten einfach nur mit einer Ziffer versehen werden. Nicht nur er hatte welche verbummelt, den meisten fehlte wenigstens Eine. Mir fehlten zwei Marken. Ich machte mir schon seit geraumer Zeit Gedanken, wo sie abgeblieben sein könnten. Ich hatte ehrlich gesagt kein Bedürfnis nach Beendigung der Lehre für jede fehlende Marke 10 Mark zu bezahlen. Vorsichtshalber ließ ich mir von Uwe vier Marken nach machen, so hatte ich noch zwei in Reserve. Während Uwe die Marken gravierte stand immer einer Schmiere, damit er nicht von einem Ausbilder erwischt wurde. Für die Marken durfte Uwe bei uns in den nächsten Tagen Zigaretten schlauchen.

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