Montag, 14. Februar 2011

Urlaub mit den Kumpels

  1. Reihe vorn, von links Michael Lehmann 18, Thomas 17, Freundin von Heinz 18, Ulf  Reubig
  2. Reihe hinten, von links Roland 18, Heinz 18, Becki 17, Uwe Ryssel 18. Herbert 17

Im Vorfeld des Urlaubs hatte Herbert Plätze auf einen Zeltplatz an der Peripherie von Berlin reserviert. Wir waren eine ganze Meute die da mit wollten. Da waren aus unserem Hof, Becki, Roland, Heinz + Freundin, Kuttel, meine Wenigkeit, Teub und Amsel. Dazu kamen  Herbert, Michael Lehmann, Ulf Reubig und noch einige andere Spezialisten. Michael war ein ehemaliger Klassenkamerad von Roland und Ulf ging in unsere Parallelklasse. Da ich über kein eigenes Zelt verfügte, fragte ich im Vorfeld Becki ob er noch ein Platz in seinem Zelt frei hat. Er meinte es wäre kein Problem. In der CSSR hatten wir uns im Urlaub unter anderem eine Luftmatratze und einen Schlafsack gekauft. Somit war ich bestens für den Campingurlaub ausgerüstet. Gerne wäre ich zwei Wochen, wie meine Kumpels, geblieben. Aber ich hatte ja schon zwei Wochen weg und zwischen Weihnachten und Neujahr brauchte ich auch noch ein paar Tage. Eine Woche musste eben reichen. Für die Fahrkarte brauchte ich nichts zu bezahlen. Da ich noch Lehrling war konnte ich die Freifahrtscheine die Vater hatte mit nutzen. Im Schrank hatte er sieben Hefte mit je 10 Fahrten liegen. Pro Jahr standen ihm wenigstens 3 Heft zu. Wir nutzten die Möglichkeit viel zu selten. Da Vater Ingenieur war konnten wir auch erste Klasse fahren. Ich nahm mir einfach ein Heft aus dem Schrank.  Samstagabend kamen wir aus Vissy Brod. Schnell packte ich meinen Rucksack. 2 - 3 Hemden bzw. T – Shirts in die Himbeere geschmissen, Badehose, Unterhose + Kosmetiktasche, Handtücher und fertig war ich. Den neuen Schlafsack band ich oben auf. Die Luma kam in einen Plastikbeutel. Fix zu Roland rüber, wann es am Sonntag losgeht und die Vorbereitungen waren beendet. Am nächsten Morgen trafen wir uns 09.30 Uhr bei Roland und Becki vorm Haus. Lärmend zogen wir zum Hbf. Die Züge nach Berlin fuhren  stündlich. Das garantierte fast immer freie Plätze. Die Fahrzeit nach Berlin betrug etwa zweieinhalb Stunden. Wir vertrieben uns die Zeit mit  Skat. Der Zug endete im Ostbahnhof. Unterwegs kamen wir an den Rieselfeldern vorbei, hier „ wurde sie produziert “ die berühmt, berüchtigte, Berliner Luft. Der Zug würde zum Ostbahnhof 20 Minuten weniger Zeit benötigen, wenn er durch Westberlin fahren könnte. So fuhr er ein ganzes Stück an der Grenze lang. Für uns war es die Möglichkeit mal rüber zu schauen.
Vom Ostbahnhof mussten wir mit den Öffentlichen an den Stadtrand von Berlin. Der Zeltplatz hieß große Krampe und lag am Müggelsee. Ich kannte mich in Berlin so gut wie gar nicht aus, bestenfalls im Stadtzentrum. Ich mochte Berlin eigentlich  nicht. Mir ging der Zinnober den die SED um die Hauptstadt machte gewaltig auf die Nerven. Ostberlin wurde in allen belangen bevorzugt gegenüber dem Rest der DDR. Das war wirklich nicht mehr feierlich. Egal ob es Lebensmittel, Obst, Gemüse, Getränke oder Klamotten waren, in Berlin gab es nicht nur mehr, das Angebot war auch vielschichtiger. Schaltete man dann noch Radio und Fernsehen ein und wurde mit Berliner Dialekt berieselt, da war der Riemen bei mir restlos runter. Als Dresdner konnte man die Stadt einfach nicht mögen. Mit Kumpels da Urlaub machen, war natürlich eine andere Sache. Da ging es ja nicht um dieses Rattennest, sondern das man Spaß miteinander hatte und den hatten wir reichlich.
Zuerst fuhren wir zwei, drei Stationen mit der S – Bahn. Dann stiegen wir um in die Straßenbahn. Wir der zuckelten eine knappe Stunde bis zum Stadtrand. Weiter ging es 10 Minuten zu Fuß und endlich waren wir da. Herbert bezahlte erst einmal für alle die Zeltplatzgebühr. Die Zeltplatzverwaltung bestand aus einem Ehepaar. Heinz kam aus dem kleinen Verwaltungsgebäude, die Chefin hinterher. Mir verschlug es die Sprache. Die Alte hatte einen Bart. Sie hatte nicht nur einen Schnauzer auf den man hätte stolz sein können, als Mann, er ging fast um das ganze Kinn. So etwas hatte ich überhaupt noch nicht gesehen. Mich schüttelte es vor Entsetzten. Aber eine Umgängliche war sie. Sie rief nach ihren Mann. Ich war gespannt wie der aussehen würde. Erstaunlicher Weise sah er ganz normal aus. Er zeigte uns den Platz, wo wir unsere Zelte aufbauen konnten. Beim Zelt aufbauen  wurde natürlich rumgeblödelt und Mist gemacht. Nach einer Stunde war das letzte Zelt aufgebaut und eingeräumt. Beim betreten des Campingplatzes hatte ich gesehen, das es einen kleinen Kiosk mit Lebensmittel gab. Becki und ich wollten erst einmal flüssige Nahrung holen. Herbert brüllte uns hinterher, wir sollten gleich einen ganzen Kasten mitbringen. Also kauften wir einen Kasten Berliner Kindlbräu. Dazu noch ein paar Flaschen Selters. Kaum waren wir am Zelt angelangt, rief Barbara nach Heinz, er soll ins Zelt kommen. Das sollte so jeden Tag ungefähr dreimal gehen. Heinz konnte einem Leid tun mit seiner nymphomanisch veranlagten Freundin. Ich fragte Heinz, was er denn an ihr so toll findet. Er sagte mir, die Ohren, da bin ich ganz hin und weg. Na gut dachte ich, Geschmack ist eben verschieden und das ist gut so. Abends waren die meisten von uns ins Freiluftkino eingerückt. Es kam ABBA der Film. Mein Ding war das nicht. Im Großen und Ganzen war mir die Musik zu softig und die Handlung im Film interessierte mich schon gleich gar nicht.
Also machten Roland, Mischa und ich ein Lagerfeuer und ließen das Bier laufen. In der elften Stunde kam der Rest der Truppe aus dem Kino. Wir machten die Nacht zum Tag bis die anderen Camper sich beim Platzwart beschwerten.
Am nächsten Morgen holte ich im Kiosk Semmeln, Milch und Wurst. Meine bärtige Freundin fragte mich ob wir die waren die den Lärm gemacht hätten. Ich grinste und sagte, das würden wir uns nie erlauben. Sie meinte wir sollten ein bisschen aufpassen, ihr Mann wäre in dieser Beziehung ekelig. Ich sagte, ich werde es ausrichten. Barbara hatte inzwischen Kaffee gekocht. Ich pelzte die anderen aus den Zelten und fing mir so manchen netten Spruch ein. Nach dem Frühstück hauten sich einige wieder aufs Ohr. Der andere Teil ging baden. Ich war vorsichtig mit der Sonne, mir brande der Rücken noch vom Lipno Stausee.
Zum Mittag holten wir uns eine Bockwurst am Kiosk. Danach wollte ich zum Müggelturm und fragte wer mit kommt. Becki, Herbert, Barbara und Heinz kamen mit. Wir liefen immer an dem See entlang genau zwischen dem Wasser und dem Müggelgebirge. Gebirge war nicht nur eigentlich, sondern total übertrieben. Auf so eine Bezeichnung  konnte nur eine Berliner Großklappe kommen. Die höchste Erhebung in diesem Möchtegerngebirge war der große Müggelberg mit knapp 130 Meter über dem Meeresspiegel. Der Müggelturm stand auf dem kleinen Müggelberg, der Maß gerade Mal 88 Meter. Nach einer reichlichen Stunde waren wir am Fuß des kleinen Müggelberges angelangt. Den kurzen Aufstieg schafften wir in wenigen Minuten. Oben angelangt tranken wir eine Tasse Kaffee im Freiluftrestaurant. Um ehrlich zu sein, ob mehr Wespen oder Touristen anwesend waren, ließ sich nicht eindeutig feststellen. Wir zogen es vor, den ungastlichen Ort zu verlassen. Ganz gemütlich bummelten wir zurück. Am späten Nachmittag erreichten wir den Campingplatz. Ich wurde an dem Abend nicht alt. Kurz nach dem Abendbrot schaute ich mir die Luftmatratze an. Am nächsten Tag wollten wir in das Stadtzentrum. Da war es schon von Vorteil, wenn man eine ruhige Nacht hatte. Früh war ich sowieso der Erste, der auf den Beinen war. Also machte ich mich auf Semmeln und Milch zu holen. Das wecken überließ ich Herbert, der inzwischen aus seinem Zelt gekrochen war. Sollte er sich die dummen Sprüche einfangen. Nach dem Frühstück machten wir erst einmal Kasse. Alle die Unkosten hatten, nannten den Betrag, anschließend wurde geteilt. Wir wollten gerade losziehen, da rief Barbara wieder nach Heinz. Herbert meinte da machen wir eben eine halbe Stunde später los. Ich hatte keine Lust zu warten. Roland, Becki, Micha und ich wollten ehedem unsere eigenen Wege gehen. Schon am Vorabend hatten wir uns ausgemacht, dass wir uns abends im Bierkeller im Palast der Republik treffen wollten. Roland wollte sich unbedingt in Berlin die Haare schneiden lassen. Er wusste auch wo. Genau über dem Wernersgrüner Keller befand sich ein Friseur. Dort musste man zum Haare waschen sich nicht über das Waschbecken beugen, wie es der gewöhnliche DDR Bürger tun musste. Der Friseurstuhl wurde nach vorne gefahren, man konnte sich ausstrecken in die Waagerechte und der Friseur wusch einem die Haare von hinten. Dazu wurden im Salon noch Getränke gereicht. Mit so einem Service gab es in der DDR nicht allzu viele Friseure. Also machten wir vier uns auf ohne die Anderen. Mit der Straßenbahn fuhren wir in die Nähe des Zentrums, stiegen in die  S – Bahn um, Richtung Alexanderplatz. Hier waren wir am Ziel. Gemächlich bummelten wir über den Alex. Am Fernsehturm stand eine Schlange vor dem Aufzug. Einmal war ich da oben gewesen, es war interessant aber einmal langte auch. Roland kannte sich aus in Berlin. Er führte uns zu seinem Friseur. Er fragte nach einem Termin für heute. Er bekam einen gegen 15.00 Uhr. Da hatten wir noch 4 Stunden Zeit. Wir gingen zurück zum Alex. Hier gab es eine Broilerbar. Wir holten uns jeder ein halbes Hähnchen dazu eine Flasche Pinot Noir. Der Broiler war lecker, die Kruste richtig knusprig und scharf. Der Rotwein rundete die Sache ab. Micha und Becki hatten Wege zu erledigen, sie machten sich nach dem Essen auf die Socken. Roland und ich marschierten zum Wernersgrüner Keller. Die Gaststätte war gut besucht. Nach einigem suchen fanden wir noch Plätze und bestellten erst einmal zwei Wernersgrüner. Ich fragte Roland, und du willst dir wirklich deine Haare ganz abschneiden lassen?? Er bejahte meine Frage, die Ohren sollten schon zu sehen sein. Da war ich ja mal gespannt wie er aussehen würde. Eigentlich fand ich es schade um die Haare, denn Roland standen die langen Haare wirklich gut. So ein kräftiges und dichtes Haar hatte nicht jeder. Wenn ich da so an meine Russenecken dachte. Während der Schulzeit hatte ich versucht mir mal die Haare länger wachsen zu lassen. Es sah so etwas von bescheiden aus, das ich den Versuch längere Haare zu tragen nach einem viertel Jahr aufgab. Dann war es soweit fünf vor drei machte Roland sich auf den Weg. Ich bestellte mir noch ein Bier. Während ich auf mein Bier wartete fragte mich ein junger Mann, ob denn am Tisch noch ein Plätzchen frei wäre, ich bejahte es. Wir kamen ins Gespräch, mein Tischnachbar war aus Hannover. Er war zwei Jahre älter wie ich und Student. Er hieß Gerhard. Es entwickelte sich ein interessantes Gespräch. Er war das erste Mal in der DDR und hatte sich gewundert dass er bei Grenzübertritt von irgendeinem Typen angemacht wurde, wegen Geld tauschen. Ich fragte ihn ob er getauscht hat. Er bejahte aber nur 10 Mark. Er hätte ja 20 Mark offiziell tauschen müssen für den einen Tag. Ich fragte ihn was er denn bekommen hätte für sein Geld. Er sagte 45 Ostmark, ich griente. Gerhard wollte wissen warum ich so griene. Ich nannte ihn den Schwarzmarktkurs, er war entsetzt. Das Bier kostet doch so schon nicht allzu viel wenn man es 1 zu 1 tauscht, meinte er. Ich sagte, deswegen gibt es ja unter anderem diesen ominösen Zwangsumtausch. Wenn das nicht der Fall wäre würden viele Westberliner das bisschen was es bei uns gibt auch noch kaufen. Gerhard wurde nachdenklich und meinte da hast wohl recht. Ich fragte was denn das Bier in Westberlin kostet? Er sagte da gibt es keine Einheitspreise so wie bei Euch, das regelt der Markt, so zwischen 2 - 3 DM muss man schon rechnen. Na gut meinte ich, ihr verdient ja wenigstens das Dreifache wie wir. Gerhard sagte so einfach ist das nicht, das kommt schon auf den Beruf an. Es gibt Menschen die verdienen 5000 DM und mehr. Ich staunte und konnte es mir eigentlich gar nicht vorstellen. Es gibt aber auch Menschen die betteln. Auch das konnte ich mir nur schwer vorstellen. Beides kannte ich nicht in der DDR. Gerhard meinte, wer Arbeit hat, den geht es schon gut und das wären 95% der Bevölkerung. Er wollte von mir wissen, was ich von Atomenergie halte. Ich war erstaunt, so was hatte mich noch niemand gefragt. Warum er das wissen will, war meine Gegenfrage? Gerhard sagte von der Atomstrahlung geht eine große Gefahr aus, wie denn die DDR Bürger über so etwas dachten? Ach du meine Güte ging es mir durch den Kopf, die zwei Atomkraftwerke die wir hatten waren nur Kleine und Pannen hatte es auch noch keine gegeben und wenn was sollte da schon passieren. Ich hatte mich immer auf den Staat verlassen und nie über solche Dinge nachgedacht.  Ich sagte zu Gerhard, das ist die Zukunft. Irgendwann geht die Kohle und das Öl aus und Energie brauchen wir ja alle, egal wo wir leben.
Was macht ihr mit dem atomaren Abfall??
Du so genau habe ich mich damit nicht beschäftigt, aber ich glaube der geht in die Sowjetunion und wird dort in einem Bergwerk verkappt. Zufälliger Weise hatte ich einen Artikel darüber in der NBI gelesen und das war erst ungefähr einen Monat her. Ich sagte es ihm. Gerhard, wollte wissen ob ich die Zeitung noch hätte. Ich bejahte es. Ob ich sie ihm schicken könnte. Ich sagte kein Problem, ich könnte auch noch paar Fachbücher drauf packen. Gerhard war begeistert. Wenn du das machst, kannst du dir was wünschen. Ich fragte Gerhard, bist du der Weihnachtsmann aus dem Westen?? Wir lachten. Ich sagte im ernst, wenn du mir so etwas anbietest, gibt es bei Euch Parker die amerikanische Rancher im Vietnamkrieg getragen haben? Gerhard nickte, das kann ich dir besorgen. Wir tauschten unsere Adressen aus. Inzwischen kam Roland vom Friseur zurück. Ich staunte nicht schlecht, seine neue Frisur sah gar nicht übel aus. Zu dritt klönten wir noch zwei Stunden, dann brachen wir auf. Gerhard sagte, ihr wart meine Gäste. Wir bedankten uns artig und gingen unserer Wege. Wir bummelten bis Abends um 09.00 Uhr noch durch Berlin und schauten uns das Stadtzentrum an. Es gab schon noch etliche Ruinen aus dem Weltkrieg, neben dem neu Gebauten. Die Narben des Weltkrieges waren noch allgegenwärtig 32 Jahre nach Beendigung des Wahnsinns. Viele waren verheilt, aber wenn ich mir das neue Berlin anschaute, da hatte ich das Gefühl, es sind auch neue Wunden entstanden. Eine davon verlief mitten durch Berlin. Ob es wohl in Westberlin ähnlich aussah, die Menschen ähnlich dachten, wer weis? Gerne hätte ich mir die Städte im anderen Deutschland angeschaut. Andererseits kostete das Reisen auch Geld, was ich nicht hatte. Innerlich tief gespalten war ich froh, Rolands Stimme zu vernehmen. Er hatte Hunger und wollte in den Bierkeller Abendbrot essen. Also machten wir uns auf zum Palast der Republik, wo sich der Bierkeller befand. Der Volksmund nannte den Bau Palast de Protzi. Kurz nach 21.00 Uhr schlugen wir auf. Herbert und seine Truppe waren schon da, ebenso Becki und Mischa. Es gab ein großes Hallo für Rolis neuen Haarschnitt. Wir schmiedeten neue Pläne für den Urlaub. Roland und Mischa wollten zwei Tage an die Ostsee trampen. Ich hatte keine Lust, mein Urlaub ging ja dem Ende entgegen, während die Anderen noch eine Woche hatten. Die letzten Tage Urlaub wollte ich in Ruhe ausklingen lassen. Zumal Herbert angekündigt hatte, dass übermorgen zwei Schulkameradinnen anreisen. Da war ich mal gespannt. Wir blieben in der Gaststätte bis Anschlag. Nach Mitternacht machten wir los. Heinz meinte die Straßenbahn fährt um diese Zeit nicht mehr. Wir müssten mit der S- Bahn fahren und dann eine halbe Stunde durch den Wald laufen. Mir war es egal. Kurz nach 02.00 Uhr krochen wir in unsere Zelte. Früh am Morgen wurde ich durch Lärm geweckt. Ich steckte meinen verschlafenen Kopf zum Zelt hinaus. Roland und Mischa bauten ihr Zelt ab und machten sich auf die Strümpfe. Ich wünschte den beiden viel Spaß und haute mich nochmals aufs Ohr. Am Freitag kreuzten sie wieder auf. Sie sahen richtig abgebrannt aus, hatten ganz tiefe Augenringe. Sie schimpften auf das Wetter. An der Ostsee hatte es nur gegossen. Den ganzen Tag im Zelt hatten sie literweise Rotwein vernichtet und so sahen sie auch aus. Eine Stunde später kamen Herberts Klassenkameradinnen, auch sie waren getrampt, allerdings von Dresden nach Berlin. Als junges Mädel hatte man es fast immer leichter fort zu kommen. Sie hatten in Dresden gerade mal 20 Minuten an der Hansastraße gestanden. Die Hansastraße war die Ausfallstraße zur Autobahn. Dort standen eigentlich immer Tramper. So waren sie relativ schnell und vor allem billig nach Berlin gekommen. Becki und Herbert bauten den Mädels ihr Zelt auf. Karin und Silvia waren zwei Hübsche. Ich nutzte den Nachmittag zum Schwimmen. Der Müggelsee war Berlins größter See. Er war nicht all zu tief maximal 8 Meter. Das typische für Berliner Seen war, sie wurden durch Flüsse gespeist.  Beim Müggelsee war es die Spree, die drei Quellflüsse der Spree befanden sich im Bezirk Dresden. Da hatten wir es wieder, die ollen Saupreußen wären ohne uns Sachsen gar nichts. Beim Baden musste man schon aufpassen, die Seen wurden auch von der Binnenschifffahrt genutzt. Am Abend machten wir ein kleines Lagerfeuer, es wurde ein angenehmer Abend. In der Nachbarschaft war ein Gitarrenspieler, es wurden mehr oder weniger anständige Lieder gesungen. Kurz vor Mitternacht rückte ich näher an Silvia. Wir kamen ins Gespräch und gingen ein Stückchen spazieren. Am Ufer des Müggelsees küssten wir uns, ich wurde aktiver. Silvia sagte sie wäre noch eine Jungfrau. Ich lachte und sagte das sollte per Gesetz verboten werden mit 17 noch Jungfrau zu sein. Jedenfalls war ich nicht der jenige der ihr die Unschuld nahm. Samstag packte ich meine sieben Sachen und fuhr nach Hause. Der erste große Urlaub war vorbei, der Ernst des Lebens konnte wieder beginnen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen