Dienstag, 15. Februar 2011

Conny

In der Berufsschule ging alles seinen gewohnten Gang. Wir hatten wieder mal Fachzeichnen bei Frau Thiel. Wie üblich gab sie unserem langen Schmittl, der direkt vorm Lehrerpult saß, die letzten zensierten Zeichnungen. Steffen lass die Namen und die Zensuren vor die auf den Zeichnungen vermerkt waren und Frau Thiel trug die Noten ins Klassenbuch. Anschließend teilte er die Blätter aus. Das brachte mich auf eine Idee. In der Pause sagte ich zu Schmittl: Wenn du die Namen und Zensuren vorliest  sagst du meinen Namen und als Note eine zwei. Schmittl wurde blass. Das kann ich doch nicht machen, das ist Betrug. Genau sagte ich, aber nur wenn auf der Zeichnung eine drei oder vier steht. Du kannst das ja bei deinen Zeichnungen auch so machen. Steffen bat sich Bedenkzeit aus. Am nächsten Tag sagte er zu mir, die Sache ist gebongt. Auf diese Art und Weise kamen wir zu recht ordentlichen Zensuren. So machten wir es das nächste viertel Jahr. Aber wie das so ist, irgendwann bekamen andere davon Wind, z.B. Löffel. Er fragte mich als ich meine Zeichnung bekam, wieso hat Steffen eine zwei bei dir angesagt, wenn auf der Zeichnung eine drei steht. Du hast dich da verhört sagte ich zu ihm. Jürgen schaute in der Pause in das Klassenbuch und sagte ich hab mich doch nicht verhört. Beim nächsten Mal passte er genau auf und sagte zu mir böse, ach so machst du das. Nur kein Neid, man muss sich eben zu helfen wissen, kümmere dich um dein Zeug. Jetzt war ich böse. Am nächsten Tag sprach mich Bernd diesbezüglich an, was hört man da von dir und lachte. Da muss ich mal mit Schmittl reden ob er es bei Thomas und mir genauso machen kann. Löffel hat es nicht nötig und außerdem die Hosen voll.
Wenn es zu viele werden, wird es Mist, gab ich zu bedenken. Dann ist es nur eine Frage der Zeit bis die Thiel Wind davon bekommt.
Ach was, meinte Bernd und sprach mit Schmittl. Der hatte damit kein Problem bis jetzt lief es ja ganz gut. Es dauerte nicht lange da wollte es die halbe Klasse so machen. Müller Frank meinte das ist geil. Jetzt wusste ich dass es Zeit wurde auszusteigen und sagte zu Steffen, sag bitte meine richtige Zensur an. Einen Monat später war es soweit, Frau Thiel erschien der Zensurendurchschnitt zu gut und kontrollierte nach. Sie hielt eine Standpauke und Steffen musste zu einem Extragespräch. Er sah wie eine Kalkwand aus, er tat mir Leid. Eigentlich war ich ja der Urheber, er hatte nur nicht gewusst wann er aufhören musste. Steffen hatte Glück, Frau Thiel war viel zu gutmütig um die Sache an die große Glocke zu hängen.
Am Wochenende gingen wir zur Disco in der Liga. In letzter Zeit tauchten immer wieder mal Mädels aus meinem Lehrbetrieb auf. Mich wunderte das, denn wenn sie nicht gerade abgeschleppt wurden hatten sie ein Stück Weg bis Heidenau. Da war zum Beispiel Karin. Sie war ein Jahr älter wie ich. Auf Arbeit hatte es gerade Mal zu einem guten Tag und auf Wiedersehen gereicht. Hier war sie eine ganz Lockere. Karin war groß, das hatte etwas Respekt einflößendes. Dick war sie nicht, hatte aber ein kräftiges Kreuz.  Ich sagte, darf ich dich einmal Fragen wie groß du bist? Na klar, 1,85 sagte sie. Ich sagte zu Karin, komm ich lade dich auf einen Trink ein. Nein meinte sie du bist noch Lehrling ich bezahl dir den Drink, eine nette Geste. Eines Tages tauchte auch Bärbel auf. Ihr Freund war bei der Armee. In ihrem Schlepptau kamen noch zwei Mädels mit. Ich hatte gar nicht so darauf geachtet, wir quatschen bestimmt eine Stunde. Irgendwann sagte sie zu mir, ich stelle dir mal meine Freundinnen vor. Es waren Bettina und Cornelia.

Conny 21
Ich überlegte, Cornelia kannte ich vom sehen, sie war schlank, wenigstens 1,75 groß und hatte lange blonde Haare. Während ich sie aus dem Augenwinkel musterte lächelte sie zu mir rüber. Da viel es mir wieder ein, das war ja die Hübsche vom Bahnsteig. Ich hatte sie schon im ersten Lehrjahr bemerkt. Sie war das Mädchen die den Bahnsteig Richtung Dresden betrat, wenn ich gerade in Heidenau aus dem Zug stieg. Ich sagte zu ihr, dich habe ich schon ein paar Mal gesehen.
Sie antwortete, das kann ich mir denken, denn oftmals wenn ich den Bahnsteig betreten habe, bist du gerade aus dem Zug ausgestiegen.
Das du das überhaupt bemerkt hast, so müde wie du früh immer ausschaust ist bemerkenswert.
Wir mussten beide lachen. Es wurde ein schöner Abend, ich brachte die Mädels noch zum Zug mit Conny verabredete ich mich für nächste Woche Freitag.
Der Freitag kam ran, ich freute mich auf den Feierabend, das Wochenende und Conny. 15.30 Uhr war Schicht im Schacht, ich wienerte noch an meiner Drehbank und quatschte dabei mit Bernd, der die Shaping auf Vordermann brachte. Bernd meinte, Dixi ist irgendwie nervös.
Meinste, der ist doch eigentlich wie immer.
Bernd widersprach, er hat mir das fünfte Mal erzählt ich soll meine Maschine richtig putzen. Ich zuckte mit den Schultern, was sollte ich dazu sagen. Es wurde fünf vor halb, Eckhold kam aus seiner Bude. Er hatte einen weisen Lappen in der Hand und wischte an verschiedenen Stellen herum, im Werkzeugbau sowie bei uns im Maschinenpark. Er fing auch gleich an rumzubrüllen, was das hier für ein Saustall wäre. Soviel Dreck läge nicht mal im Bahnhof und, und, und. Wir kämen nicht eher nach Hause bis der Laden glänzt. Hat der eine Meise, in einer Stunde wollte ich mich mit Cornelia treffen. Bis 17.30 Uhr mussten wir nachbrummen. Ich hatte eine Wut im Bauch, ich hasste ihn für diese Aktion. Conny ist bestimmt schon nach Hause gefahren und denkt ich hätte sie absichtlich versetzt. Ich wusste nicht mal wo sie wohnt, hatte keine Telefonnummer, ich war einfach nur satt bis oben hin. Die Wut kochte im Zug wieder richtig hoch, Eckhold dieses Arschloch. Vor mich hin schimpfend verließ ich den Bahnhof. Auf einmal rief jemand leise, Thomas. Ich schaute mich um und dachte mich tritt ein Pferd, da stand Conny mit ihrem Rotkäppchenkorb und in ihrem blauen Mäusepelz. Ich konnte es gar nicht fassen, das da jemand anderthalb Stunden auf mich gewartet hat. Wäre es umgedreht gewesen, ich hätte keine halbe Stunde gewartet.

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