Montag, 14. Februar 2011

Das zweite Lehrjahr

Das zweite Lehrjahr hatte begonnen. Für die Neuen begann es genauso wie es für uns vor einem Jahr begonnen hatte. Wir bekamen einen neuen Lehrmeister. Er kam direkt aus der Produktion und hieß Weber. Für Gerüchte war bei uns in erster Linie Zwiebel zuständig. Er glaubte zu wissen, dass er in der Produktion Ärger mit bestimmten Kollegen hatte und er deshalb in die Lehrwerkstatt versetzt wurde. Mit Spitznamen hieß er Dixi und er wäre schwer in Ordnung. Die letzten beiden Sachen konnte ich bestätigen. Aber mit den ersten hatte ich meine Probleme. Vater und Mutter von Zwiebel arbeiteten in der Produktion, sein Bruder war in der Zwischenzeit zur Armee gezogen wurden, da schnappte er so manchen Unsinn auf. Fakt war Herr Weber bekam seinen Spitznamen von dem Oldie den er fuhr. Herr Weber lehrte uns in der Maschinenabteilung. Er brachte die Lockerheit mit die mich motivierte. Er war ein Herscheltyp. Obwohl die Anforderungen an uns größer und die zu bewältigenden Aufgaben schwieriger wurden vollzog ich für meine Begriffe einen gewaltigen Leistungssprung. An der Drehbank wich die Note 3 der 2, ganz selten erschien auch mal die Eins. Zahlen lügen nicht, Bügelmessschraube und Messschieber bestätigten bei mir den Qualitätssprung. Meinen Mitstreitern ging es ähnlich, zu mindestens kamen wir alle viel lieber auf Arbeit. Unseren Lehrkameraden im Werkzeugbau erging es nicht so gut. Auch sie bekamen einen neuen Lehrmeister, einen ganz jungen so Anfang – Mitte Zwanzig. Er war groß, so um die 1.90 und hatte einen beachtlichen Umfang. Klar Zwiebel kannte seinen halben Lebenslauf. Er war ja unser Tageblatt. Wichtigtuerisch meinte er, der ist ein Jahr älter wie mein Bruder heißt Rakowski war drei Jahre bei der Armee und ist ein Roter. Den Kasernenton merkte man ihm an. Dumm war er nicht aber er versuchte sich Autorität zu verschaffen durch übertriebene Strenge und Disziplin. Da war er gerade bei Andreas richtig. Er nahm Rakowski immer wieder auf die Schippe ohne dass dieser sich so richtig wehren konnte. Andreas machte das wunderbar, er spielte den Naiven. Immer wieder rannte er zu Rakowski und ließ sich alles drei, viermal erklären obwohl er es beim ersten Mal kapiert hatte. Rakowski hieß mit Vornamen Adalbert. Wir nannten ihn nur Schwulibert.
Auch in der Berufsschule bekamen wir zum Teil neue Lehrer. Positiv für uns war das Herr Bärwald uns aufgab. Das Fach Fertigungsmittel übernahm Herr Lenkheit. Er war einer von den ganz Lockeren. Er fügte sich nahtlos an Herschels Seite. In Fachzeichnen bekamen wir auch einen neuen Lehrer. bzw. Lehrerin, Frau Thiel. Sie kam neu an unsere Schule und war eine Frau im gestandenen Alter. Ich denke sie hatte es doppelt schwer an der Schule. Einmal war da die Klickenwirtschaft, die es jeden Neuen schwer machte sich zu orientieren und zum anderen hatte Frau Thiel einen körperlichen Makel, sie war verwachsen. Das stand im grotesken Gegensatz zu ihrem hübschen Gesicht. Sie war eine nette und gutmütige Lehrerin, ich wusste, sie würde ich nie ärgern. Im neuen Schuljahr bekamen wir auch ein neues Fach, sozialistisches Recht. Frau Schmitt unterrichtete dieses Fach. Sie war bestimmt noch keine 30, kam aus dem Krank und war davor im Schwangerenurlaub. Frau Schmitt hatte die Schule das letzte Mal vor knapp zwei Jahren von innen gesehen. Sie gab sich sehr verschlossen und war vom Charakter schwer einzuschätzen. Vom Aussehen war sie nicht mein Typ, musste sie ja auch nicht, Hauptsache ich kam klar mit ihr. Dieser fromme Wunsch erfüllte sich nur teilweise. Sie war sehr launig. Hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, das hätte was mit ihrer Krankheit zu tun. Sie fehlte des Öfteren. Für mich war das alles kein Grund mir die gute Laune verderben zu lassen Im Gegenteil die Schule machte immer mehr Spaß. In einer der Hofpausen lernte ich Sylvia kennen. Es war Zufall, sie wurde von irgend jemanden geschubst und landete in meinen Armen. Sie war mir auf Anhieb sympathisch. Neben ihrem hübschen Gesicht viel mir ihre flotte Kurzhaarfrisur auf. Sie kam aus Pirna Copitz und ging mit Kille und Uwe gemeinsam in die Oberschule. Wir kamen ins plaudern, sie erzählte mir das sie heute nur vier Stunden hat. Galant bot ich ihr an, sie in der Mittagspause nach Hause zu bringen. Sylvia meinte das schaffst du nie pünktlich zum Unterricht zurück zu sein. Es gibt schlimmeres, sagte ich zu ihr. Stolz schaffte ich Sylvia nach Hause. Sie wohnte auf der Rudolf Renner Straße. Der Name passte, denn zurück rennen musste ich damit ich nicht allzu viel vom Unterricht verpasste. Wir hatten Unterricht bei Frau Binneberg. Sie lehrte uns auch im zweiten Berufsschuljahr EDV. Ich kam 10 Minuten zu spät und klopfte an die Tür, sie rief herein. Die meisten in der Klasse grienten als ich erschien. Ich bat um Entschuldigung
für meine Verspätung. Frau Binneberg wollte wissen wo ich herkam. Ich sagte es ihr, Lügen
haben sowie so kurze Beine. In der Klasse wurde es ruhig. Frau Binneberg wollte wissen wer denn die Auserwählte war. Ich hatte damit kein Problem ihr es zu sagen. Sie kannte Sylvia ja auch aus dem Unterricht. Sie sagte nur, setzt dich, da hast du dir ja eine ganz Schlaue rausgesucht.

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