Dienstag, 15. Februar 2011

Der Wettkampf

Es wurde Mai. Der 1. Mai war wie immer Feiertag. Es wurde der internationale Arbeitertag gefeiert. Wie jedes Jahr wurden republikweit Demonstrationen organisiert. Das lief über die Städte und Gemeinden sowie den ortsansässigen Betrieben. Ich verspürte seit meiner Schulzeit keine Lust daran teil zu nehmen. Genau genommen war es freiwillig da mit zu machen. Aber es wurde vermerkt wer erschien. Es war wie ein freiwilliges Muss. Das beschrieb die Situation am Besten. Ich überlegte mir, wie ich mich am Unauffälligsten davor drücken konnte. Also sagte ich zu Eckhold, ich gehe in meinem Heimatort Dresden demonstrieren, da ist viel mehr los wie in Heidenau. Außerdem sind bei den Feierlichkeiten in Dresden, hochrangige Politiker anwesend. Eckhold schaute mich schräg an. Meinte nach einer kurzen Denkpause, von mir aus. Letztendlich konnte er mir schlecht untersagen an den Feierlichkeiten in Dresden teilzunehmen. Nur das ich dort nie erschien. Eckhold wird es sich schon gedacht haben, aber nachweisen konnte oder wollte er es nie. Mai, die Prüfungszeit stand an. Doch bevor es soweit war erhielt ich eine Einladung zu einem internationalen Wettkampf in der CSSR. Ich war aufgeregt. Es war das erste Mal das ich eine erhielt. Die besten 10 Fahrer der Rangliste wurden eingeladen. Ich lag auf Rang 7 und war der Einzige von unserer BSG der eine Einladung erhalten hatte. Aber von Lok Dresden fuhren noch Gerd Schattschneider und Thomas Mütze mit. Gerd wohnte im Nachbarhof auf der Leubnitzer Straße. Er hatte es mitbekommen, das ich auch eine Einladung erhalten hatte und sprach mich an ob wir gemeinsam zum Wettkampf fahren wollten. Mir war es recht, gerade im Ausland fuhr man lieber zu zweit. Ich musste bloß mit Herschel klar kommen, denn mittags 12.00 Uhr wollten wir starten. Kurz vor der Prüfungszeit hatten sich die Lehrer immer etwas eng. Ich zeigte Herschel die Einladung, kein Problem meinte er, da haust du nach der dritten Stunde ab. Ich hängte die Sache nicht an die große Glocke und das war gut so. Müller Frank  hatte am gleichen Tag eine Einladung von seinen Eltern erhalten, sie hatten Silberhochzeit. Herschel war gnadenlos, er ließ Frank nicht gehen. Frank hatte es bei Herschel einmal verschissen, das war gleichbedeutend mit immer.
Wir trafen uns am Hauptbahnhof und fuhren mit unseren Rädern einschließlich Gepäck nach Schmilka an die tschechische Grenze. Mit der S – Bahn ging es problemlos. Hier schwangen wir uns auf die Räder und fuhren rechtseitig stromaufwärts Richtung  Usti. Auf tschechischen Straßen kam man gut voran. Sie waren fast alle asphaltiert. Wir fuhren direkt an der ersten Staustufe der Elbe vorbei. Eine finstere Staumauer mit einer Schleuse für die Schifffahrt. Ich war beeindruckt, denn ich wusste gar nicht, dass die Elbe soweit unten mit Staustufen versehen war. Hinter Usti quälten wir uns 6 km aus dem Elbtal raus. Nicht so wie in Dresden, wo man in einer viertel Stunde aus dem Elbtal raus war. Hier trat die Elbe aus dem nordböhmischen Mittelgebirge und die höchsten Gipfel lagen bei 800m ü. M. Als wir es endlich geschafft hatten, querten wir den Kamm um gleich wieder Richtung Elbe zu verschwinden. Steil ging es ab Richtung Leitmeritz. Nach ca. 20 Minuten hatten wir das Zentrum erreicht. Leitmeritz war eine schöne Stadt, mittelalterliche Bogengänge zierten den Marktplatz. Viel Zeit hatten wir nicht um die Stadt anzuschauen, weiter fuhren wir Richtung Roudnice. 5km vor Raudnitz  so hieß die Stadt mit deutschen Namen bogen wir in Richtung ausgeschriebenen Autocamping ab. Ich fragte Schatti ob er wüsste was die Tschechen unter einem Autocamp verstehen. Er meinte in der Regel sind das kleine Holzhütten mit vier Betten, zentraler Toilette und einer kleinen Gaststätte. Ich freute mich, denn ich wollte schon immer einmal in so einer Hütte übernachten. In der DDR gab es ja so etwas nicht. Von den Deutschen waren wir die Letzten die Anrückten. Die Zwickauer, Leipziger und Bitterfelder waren alle schon da. Die Tschechen waren richtig tolle Gastgeber.
Die Ausländer die da waren, Polen, Franzosen und wir Deutsche wurden alle extra bewirtet.
Nach dem wir unser Gepäck in der Hütte verstaut hatten machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Abendbrot. Eine viertel Stunde mussten wir traben. Während des Essens fing es an zu regnen. Aus dem Regen wurde ein Unwetter. Eine halbe Stunde schüttete es wie aus Gießkannen, so etwas hatte ich noch nicht erlebt. Wir zogen uns Schuhe und Strümpfe aus, krempelten die Hosen hoch und liefen auf der überschwemmten Straße zurück. Von den Hängen lief das Wasser in Strömen herab. Wir fingen an zu rennen, es hatte wieder angefangen zu regnen. Die kleine Holzbrücke über den Bach war schon überspült. Wir kamen gerade noch hinüber. Von hier waren es noch 200 bergan bis zur Hütte. Als wir unter dem kleinen Vordach standen, merkte Schatti dass er den Schlüssel verloren hatte. Der Campwart lief gerade durch die Anlage und kontrollierte ob alles in Ordnung war. Schatti machte ihm verständlich was passiert ist. Im gebrochenen deutsch antwortete er, wenn er den Schlüssel nicht findet, muss er 10 Mark bezahlen, wegen der Türreparatur.  Ich sagte zu Schatti, komm wir legen das Geld zusammen. Er wollte nicht und machte sich auf den Weg. Ich dachte noch der ist verrückt. Nach einer halben Stunde kam er wieder, völlig durchnässt über und über mit Schlamm bedeckt. Das Wasser hatte ihm die Beine fortgerissen als er über die Brücke wollte. Er konnte sich gerade noch am Brückengeländer festhalten. Zum Schlüssel hatte er nun noch sein Portmonaise eingebüsst. In zwischen hatte der Platzwart die Tür geöffnet, brutal mit einem Brecheisen. Das hätte er auch anders lösen können und wir hätten die 10 Mark gespart. Ich legte das Geld aus und borgte Schatti extra noch 10 Mark. Er war froh dass er seine Papiere separat gelegt hatte. Im Holzhaus befand sich ein kleiner Bahnheizkörper. Wir hängten seine Sachen zum trocknen auf, anschließend schlossen wir die Türe, mittels eines Strickes den wir durchs Schlüsselloch gefädelt hatten und banden diesen an einem der Betten fest. Endlich gegen 24.00 Uhr kamen wir zur Ruhe. Am Samstag Morgen holten uns die Tschechen mit einem Bus ab und fuhren uns nach Melnik und Rudnice zur Stadtbesichtigung. Anschließend war Weinverkostung angesagt, in einem kleinen Weingut bei Roudnice. Wir stiegen hinab in ein Kellergewölbe. Es war angenehm kühl, denn die Sonne brannte draußen ordentlich auf den Planeten. Ca. 2 Stunden dauerte die Verkostung. Zwischen den einzelnen Weinsorten aßen wir immer ein Stück Weißbrot zur Geschmacksneutralisierung. Während der Verkostung viel mein Blick immer mal wieder auf das junge Gemüse, sprich die 9 bis 14 jährigen. Die meisten kamen aus Bitterfeld. Kräftig naschten sie vom Wein. Das Erwachen kam als wir den Keller verließen und in die pralle Sonne traten. Die Sonne aktivierte den Kreislauf und brachte den Alkohol zum wallen. Wie ein Hammer schlug er zu. Ich dachte noch bloß gut dass es nur bei der Verkostung geblieben war, als sich die ersten Kinnings ihren Kittel bekleckerten. Aber auch manchen Erwachsenen erging es nicht viel besser. Ich für meinen Teil hielt mich bis nach dem Abendessen an alkoholfreie Getränke. Zum Abendbrot hatten die Tschechen uns in ein Tanzlokal eingeladen. Nach dem Essen wurde es munter. Wie hieß es doch so schön „ Bömisch Bier und dicke Weiber, da geht die Post voll ab “, oder so ähnlich. Jedenfalls schwang ich mein Tanzbein. Eifrig schob ich so eine blonde Schönheit vor mir her und versuchte eine Konversation aufzubauen, mittels ein paar Brocken russisch und tschechisch. Aber die Gute verstand mich einfach nicht.
Am nächsten Morgen um 9.00 Uhr begann der Wettkampf. Zum Aufwärmen hatte ich erst einmal ein paar Runden auf dem Rad gedreht. Als ich langsam Richtung Start rollte, sah ich eine junge blonde Frau in einer Gruppe stehen. Ich dachte Mensch das ist doch die von gestern Abend, wie kommt die denn hier her?  Ich schaute noch einmal genauer hin, na klar das waren doch die Polen, die ebenfalls an den Wettkampf teilnahmen und ich dachte ich hätte mit einer Tschechin getanzt, ja der liebe Alkohol.
Der Wettkampf begann, in Minutenabständen wurden die einzelnen Fahrer losgeschickt. Ich hatte noch eine viertel Stunde Zeit, auf einmal kamen die ersten Fahrer wieder zurück. Aufgewühlt erzählte Karl Heinz, ein Fahrer aus Zwickau, in dem Wald wo der Wettkampf statt fand liegt die tschechische Armee auf  Manöver und lässt keinen rein. Der Wettkampf wurde unterbrochen. Die tschechische Wettkampfleitung machte sich auf zu den leitenden Offizieren. Es stellt sich raus, sie hatten zwar den Befehl zur Freigabe des Waldstückes erteilt, dieser hatte aber noch nicht alle Truppenteile erreicht. Irgendwie fand ich das peinlich aber andererseits war es gemütlich böhmisch. Der Wettkampf wurde neu gestartet. Als ich ins Rennen ging merkte ich sehr schnell, in dem Wald wimmelte es von Soldaten, die gab es reichlicher wie Pilze. Nicht lange und ich hatte die ersten Fahrer überholt, es waren Tschechen. Verwundert stellte ich fest, dass sie um die Pfützen, von denen es nach dem schweren Unwetter reichlich gab, herumfuhren. So hatten sie natürlich keine Chance einen Blumentopf zu gewinnen.
Das GOF lief immer nach dem gleichen Prinzip ab. Mit dem Start ging man an einem Tisch, hier bekam man von der Wettkampfleitung ein Messtischblatt im Maßstab 1 : 25000 gereicht. Mit diesem ging es an den nächsten Tisch. Hier lagen für jede Altergruppe Messtischblätter mit eingezeichneten Kontrollpunkten aus. Diese musste man auf die eigene Karte übertragen.  Dabei ließ ich mir immer Zeit, es war schon für den Wettkampf enorm wichtig die Punkte exakt einzutragen. Wer hier einen Fehler machte hatte schon verloren. Bei diesem Maßstab entsprach ein Millimeter auf der Karte 25 Meter in der Natur. Die Kontrollpunkte waren immer nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Der Wettkampfausrichter  steckte eine kleine Stange die mit einem Wimpel und einem Stempel versehen war in die Erde. Den Kotrollpunkt trug er in die Karte ein. Diese Punkte wurden dann von dem Wettkämpfer angefahren. Hatte er den Punkt gefunden, drückte er den Stempel auf die Rückseite seiner Karte. Mit Beendigung des Wettkampfes gab er die Karte zur Auswertung dem Kampfgericht. Gewonnen hatte, wer alle Punkte in kürzester Zeit angefahren hatte. Die Grundlage für den Wettkampf war Punkte vor Zeit.  In welcher Reihenfolge er die Punkte anfuhr blieb dem Fahrer überlassen. Das hieß, vor dem losfahren musste er sich gedanklich die Rute zusammenstellen. Dabei gab es verschiedenes zu beachten, wie z.B.: Der kürzeste Weg muss nicht der Schnellste sein. In der DDR wurden beim GOF meistens Kopien von Messtischblättern aus den dreißiger Jahren verwendet. Seit dieser Zeit hatte sich so manche Straße verändert. 90% der Feldwege existierten nicht mehr. War es ein großer Wettkampf, wie z.B. die DDR – Meisterschaften, wurden die Namen der eingezeichneten Ortschaften geschwärzt. Man brauchte Erfahrungen um einen Wettkampf optimal zu gestalten.
Die Tschechen hatten bessere Messtischblätter, die waren auf dem neusten Stand. Als ich an meinen vierten Kontrollpunkt kam, hatte ich ein Erlebnis der anderen Art. In der Nähe des Kontrollpunktes hielt ich an und schaute auf meine Karte. Auf  dem zweiten Hügel der kleinen Hügelkette musste der Punkt sein. Neugierig schauten die tschechischen Soldaten auf meine Karte. Mit einem lauten Ahoi grüsste ich sie. Daraufhin rief einer der Soldaten etwas in den Wald. Auf einmal kam einer seiner Mitstreiter den Hügel hinunter gesaust. In der Hand hielt er die Stange mit dem Kontrollpunkt samt Stempel, ich strahlte. Plötzlich rief eine Stimme von oben, Thomas hast du den Kontrollpunkt gesehen, der muss doch eigentlich hier oben sein? Es war Thomas Mütze, er war zwei Minuten nach mir gestartet. Ich rief, komm da oben runter der ist hier und schüttelte mich vor lachen. Thomas kam runter gerannt und schimpfte das gibt es doch nicht. Ich sagte zu ihm, andere Länder, andere Sitten. Dabei schielte ich auf seine Stempel, er hatte einen weniger wie ich, er fuhr die Strecke anders. Nachdem ich alle Punkte angefahren hatte musste ich noch 3 km Feldweg fahren. Vor mir tauchte ein Trikot in den Farben der DDR – Nationalmannschaft auf. Es gehörte zu Peter, er war etliche Minuten vor mir  gestartet. Wie ein Magnet zog ich es mich an, ich schaffte es im Sprint noch vor ihm ins Ziel. Kurz vor der Siegerehrung wurde die Platzierung bekannt gegeben. Die ersten 10 Plätze in meiner Starterklasse belegten deutsche Fahrer, ich wurde fünfter, dass hieß ich hatte zwei aus der Nationalmannschaft hinter mir gelassen. Stolz trabte ich mit zur Siegerehrung. Während die drei Besten aufs Treppchen stiegen, gab die Wettkampfleitung bekannt, ich sei disqualifiziert wurden. Des weiterem überdenkt man, mich für das gesamte Wettkampfjahr zu sperren, wegen eines Verstoßes gegen das Amateurstatut.  Ich dachte ich hör nicht richtig, Amateurstatut was soll denn das sein? Sofort legte ich Protest bei der Wettkampfleitung ein, das kostete mich 10 Mark. 13.00 Uhr wurde ich vorgeladen. Ungehalten fragte ich Herrn Wiese den deutschen Chef des GOF, was das ganze Theater soll mit dem Amateurstatut?
Wiese meinte ich wäre beobachtet worden wie ich mich habe fotografieren lassen. Na und sagte ich, das ist doch nicht verboten. Einer der polnischen Sportfreunde hatte mich kurz vor Start gebeten, mich einmal fotografieren zu dürfen mit kompletter Wettkampfausrüstung, sprich Sturzkappe, Rennrad und im Clubtrikot. Mein Rennrad hatte ich mit einer roten Leuchtfarbe lackiert, ich glaube in der DDR gab es zu dem Zeitpunkt kein zweites Rad mit so einer Farbe. Das Trikot war in den Farben der Dresdner Verkehrsbetriebe gehalten Gelb mit schwarzem Brustring. Er postierte mich vor einem Poster auf dem sich ein schönes polnisches Mädchen rekelte, die meiner Tanzpartnerin von gestern verdammt ähnlich sah. Irgendetwas stand in Polnisch darunter. Wie viel Geld ich für das Bild bekommen hätte wollte Wiese wissen. Jetzt wurde ich richtig böse. Wie er denn auf diesen Unsinn käme, das sollte er mir jetzt erklären. Ich wäre gesehen worden, wie ich Geld bekommen hätte. Wütend sagte ich zu ihm, er soll mir die Person benennen die so etwas behauptet. Kurze Zeit war es ganz ruhig. Wiese schaute mich an, nahm 10 Mark und hielt sie mir hin. Hier hast du deine 10 Mark für deinen Einspruch wieder, die Disqualifikation ist zurückgezogen. Kopf schüttelnd  verließ ich den Raum.
Ich fragte Schatti wie er denn zurückfahren will. Er meinte bis Leitmeritz mit dem Rad, dann mit dem Zug bis Decin, da sparen wir uns die Berge und weiter bis zur Grenze  mit dem Rad. Das klang richtig gut. Als wir in Leitmeritz  in den Zug stiegen, stellten wir fest die Wagons waren nagelneu. An der Bauweise erkannten wir, es waren Bautzner  Wagons aus der DDR. Es roch noch richtig nach frischem Leder. Ich genoss während der Fahrt die schöne Landschaft. In Usti hatte man viel gebaut. Große Neubauviertel waren entstanden. Man baute modern, viele Plattenbauten. In Decin endete die Fahrt. Thomas, Gerd und ich traten kräftig in die Pedale. Weit kam ich allerdings nicht, auf einmal trat ich ins Leere. Ich wusste sofort was Phase war, das hatte ich schon einmal erlebt. In der Hinterradnabe befanden sich vier kleine Metallblättchen die auf einer Seite beweglich gelagert waren. Die andere Seite der Blättchen wurden durch Nadelfedern nach außen gedrückt und rasteten in das Gegenstück der Fahrradnabe ein. So wurde die Bewegung der Kette auf das Rad umgesetzt. Brachen die Federn weg, wurden die Blättchen nicht mehr nach außen gedrückt und die Kraftübertragung war unterbrochen, wie beim Leerlauf drehten die Pedale ins Freie. Es gab aber eine Möglichkeit diesen Effekt auch ohne diese Federn zu erreichen. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit drückte die Fliehkraft die kleinen Metallblättchen nach außen nur musste man die Geschwindigkeit erst einmal erreichen und wenn sie eingerastet waren durfte man nicht mehr aufhören mit treten. Ich bat Gerd und Thomas mich anzuschieben. Gerd sagte zu mir sie hätten keine Zeit für so einen Unsinn, das würde nie funktionieren, er müsste nach Hause. Ich traute meinen Augen und Ohren nicht. Sie stiegen aufs Rad und verschwanden. Verärgert schob ich mein Rad ungefähr einen Kilometer weiter. Ich wusste da kommt ein  Berg, auf den musste ich erst einmal rauf und mit etwas Glück konnte ich bei der Abfahrt die benötigte Geschwindigkeit erreichen. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen und hatte das Glück, die Geschwindigkeit war hoch genug. Nun kam es darauf an ein ganz gleichmäßiges Tempo zu finden. Immerhin waren es noch 10 km bis zur Grenze, wie bei einem Einzelzeitfahren musste man seinen eigenen Rhythmus finden. Drei Kilometer vor der Grenze hatte ich meine zwei Experten eingeholt, mit einem „ na ihr Arschgeigen “ fuhr ich an ihnen vorbei. An der tschechischen Grenze war erst einmal Schluss mit der Herrlichkeit. Hier musste ich anhalten und meinen Ausweis zeigen. Der deutsche Grenzübergang war ein reichlichen Kilometer entfernt. Von dort waren es noch 100m bis zur Elbe und auf der anderen Seite fuhr die S – Bahn. Ich wollte gerade los schieben, als ich von hinten angehupt wurde. Es war Eberhard, der für die Leipziger Verkehrsbetriebe fuhr. Er war mit seinem Wartburg Camping zum Wettkampf gekommen. Mensch, brüllte er was ist denn los, das du schiebst? Ich erzählte von meiner Panne. Komm, meinte er ich habe noch einen Platz frei im Auto und dein Rad bekommen wir auch noch unter.  Flugs baute ich meine 2 Räder aus und Eberhard verstaute alles im hinteren Teil des Autos. Als ich gerade einsteigen wollte, kamen Gerd und Thomas vorbeigefahren. Lachend winkte ich ihnen zu.
Am nächsten Tag nach Arbeit kam Gerd bei mir vorbei, er entschuldigte sich bei mir für sein unkameradschaftliches Verhalten und gab mir das geborgte Geld plus Schlüsselgeld wieder. Ist schon vergessen, sagte ich zu ihm.



Oben auf Türmen wo die Tauben sind
Spürst du von den Stürmen mehr als nur den Wind*
*Lied der Gruppe Phudys

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen