Montag, 14. Februar 2011

Meine erste Fahrstunde


Der praktische Teil der Fahrschulausbildung begann. Das Ausbildungsfahrzeug ,ein W 50, war ein kleiner Lkw, ein 5 Tonner. Der Fahrlehrer war ebenfalls ein Kleiner, kein 5 Tonner, sondern ein Mecklenburger. Er war kein schlechter Kerl, sehr hektisch, das rum brüllen hielt sich in Grenzen. Sein größter Nachteil war sein Dialekt. Ich verstand nur jedes zweite Wort, zumal er ein Schnellredner war und nuschelte. Er hieß Hinrichs.
Meine erste Doppelfahrstunde begann, Start an der Lehrwerkstatt. Hinaus ging es mit 30 – 40 km/h Richtung Pirna. In Pirna fuhr ich die Serpentinen hinauf nach Pirna – Sonnenstein. Weiter ging es nach Königstein, vorbei an der Festung. Hinrichs meinte, nächste links. Ich sagte da ist Linksabbiegeverbot. Ich soll nicht so viel dumm quatschen sondern einfach abbiegen. Also bog ich ab und fuhr Richtung Struppen. Kurz vor Struppen sagte er, links abbiegen, nächster Waldweg. Ich fragte ihn, wo soll es da hingehen. Er meinte kurz und knapp, Militärkampfbahn. Auf dieser angekommen musste ich aussteigen. Auf der Pritsche saß Hagen, er musste absitzen. Er belehrte uns, wie wir uns hier zu verhalten hätten. Während der Eine fuhr hatte der Andere außerhalb der Kampfbahn zu warten. Als erster war ich dran. Hinrichs legte den Allrad ein und ab ging die Post, beinahe. Erst einmal würgte ich den Motor ab. Hinrichs wurde sauer und nölte rum. Dann ging es aber wirklich los. Ich fuhr Slalom, parkte den Lkw rückwärts ein. Hinrichs lenkte eifrig mit. Zum Abschluss sollte ich den Bahndamm queren. Hinrichs fragte mich, wie mir ist. Ich sagte Angst habe ich keine, aber komisch ist mir schon. Er meinte also los. Langsam fuhr ich auf den Bahndamm zu. Ich hatte ein ganz merkwürdiges Gefühl im Bauch, je mehr ich den Damm hinauf fuhr, umso mehr änderte sich der Blickwinkel auf ihn. Aus dieser Perspektive hatte ich die Erde noch nie betrachtet. Auf einmal war die Erde ganz verschwunden, man sah nur noch den Himmel. Schon kippte der Lkw nach vorne auf den Damm. Mit einem Schlag hatte man die Erde wieder im normalen Blickwinkel. Ich hatte einen feuchten Nacken. Um ehrlich zu sein, ich hätte nie gedacht, dass der W 50 so etwas schafft, schon gar nicht wenn ich am Lenkrad saß. Schnell war die Dammkrone gequert. Jetzt war das Spiel umgekehrt, man sah nur den Boden. Vorsichtig fuhr oder besser gesagt, rutschte ich bergab. Ich hatte das Gefühl der Lkw würde überschlagen. Es kann so schön sein, wenn Gefühle trügen. Ganz langsam begab sich der Lkw wieder in seine Ausgangsposition. Ich war durchgeschwitzt. Hagen meinte, so schwer sieht das alles gar nicht aus. Hinrich lachte und sagte zu Hagen, na dann komm. Ich dachte an das 3 Meter Sprungbrett, von unten sah es auch harmlos aus,  aber von oben ganz anders.
Ich zündete mir eine Zigarette an und schaute Hagen zu wie er sich mühte. Vor einem reichlichen Monat hatte ich angefangen zu rauchen. Vater war ganz schön sauer, als Tobias es ihm petzte. Wenn ich das gewusst hätte dass du rauchst, hätte ich dir die 70,00 Mark für die Fahrerlaubnis nicht gegeben, sagte er. Innerlich steckte ich ihm die Zunge raus.
In der Zwischenzeit hatte Hagen seine Fahrübung beendet. Er hatte es sich leichter vorgestellt. Hagen musste zurückfahren. Ich nahm auf der Pritsche platz. Mit stolz geschwelter Brust kamen wir in Heidenau an. Inzwischen war es 16. 00Uhr, Feierabend. Für Bernd und Thomas begann jetzt die Fahrschule.


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